Eigentlich habe ich nur meinen Job gemacht“, sagt die scheidende Internatsleiterin und dienstälteste Schloss-Schullehrerin in ihrer Abschiedsrede bescheiden und zeigt sich sehr gerührt über das vorangegangene zweieinhalbstündige Festprogramm zu ihren Ehren. Die Laudationes von Vertretern aller an der Schloss-Schule aktiven Gremien geizten nicht mit rhetorischen Superlativen, die von der hohen Wertschätzung zeugten, die Dr. Eva Borchers als Mensch und Pädagogin genießt: Sie sei „das Herz der Schloss-Schule“ gewesen, meint Gesamtleiter Helmut Liersch, und als „Inkarnation humanitärer Pädagogik“ würdigte sie dessen Vor-Vorgänger im Amt, Dr. Michael Knoll. Für die Schülerinnen und Schüler war sie „Superwoman“ und die „Queen der Schloss-Schule“, ihr Name stehe für „hohe Qualifikation“, sagte Dr. Peter Schaar-schmidt für das Mitarbeiter-Kollegium aus Schule, Internat, Verwaltung und Hauswirtschaft. Und für den Vorsitzenden des Schloss-Schul-Vereins Rainer Horn war und ist die Biologie- und Erdkundelehrerin eine „Floristin im Garten der Menschlichkeit“.
Die Zitate, die er in der Schüler- und Elternschaft zu Eva Borchers gesammelt habe, reichten für „eine halbe Stunde Wohlgesang“, teilte Klaus Breuninger für die Internatseltern mit. Sie habe oft mehr an die Schüler geglaubt als die Schüler an sich selbst. Gespräche seien immer geduldig und lösungsorientiert verlaufen, und sie habe Autorität ausgestrahlt, ohne autoritär zu sein – das waren nur einige Äußerungen. Zwei sehr berührende Geschenke überbrachten die Lehrerinnen Angelika Breitner und Elvira Baumann: Ein Videotape mit persönlichen Würdigungen von Altschülern und von Ex-Kollegen sowie ein langes Wimpelband mit vielen Dankesbekundungen.
„Mit ruhiger Hand und mütterlicher Geduld“ habe Dr. Eva Borchers von 2008 bis heute das Internat geleitet, und unter ihrer Ägide habe sich die Verweildauer der Internatsschüler deutlich erhöht, lobte Kuratoriumsvorstand Dr. Peter Gutöhrle per Video-Botschaft von seinem Urlaubsort aus. Eher als „Kollegin und Beraterin“ habe man die Chefin erlebt sagte Erzieher Martin Kaiser im Namen der Internatskollegen. Im seidenen Batikhemd aus Malaysia eingeflogen war Dr. Ulrich Mayer, der die Schloss-Schule von 1997 bis 2016 leitete und die Geehrte für ihren Ruhestand nach Kuala Lumpur einlud – freilich nicht ohne Hintergedanken: Das Schülerwohnheim der deutschen Schule, der er nun vorsteht, bräuchte Tipps für den Ausbau zum Internat.
Mit dem Eintritt in den „Unruhestand“ werden nun wohl viele Anfragen nach dem Rat der geschätzten und erfahrenen Pädagogin kommen, prognostizierte der stellvertretende Kuratoriumsvorsitzende und frühere Vorstandskollege im Schloss-SchulVerein, Jochen Rochlitzer, der den Vormittag unterhaltsam moderierte. Und in Abwandlung des Udo-Jürgens-Songs stieß der Unterstufenchor unter Leitung von Sarah Fox und den Klängen der Bigband mit Oleg Mook ins gleiche Horn: „Mit 64 Jahren ist noch lange nicht Schluss, jetzt wo der Stress vorbei ist, da lang ich richtig hin.“
Schon früh mit hinzulangen war Eva Borchers als Tochter des früheren Schloss-Schulchefs Heinz Borchers und als Enkelin der Schulgründerin Amalie Pfündel in die Wiege gelegt. Schwänke ihrer ehemaligen Mitschüler Gisbert Sattler und Jürgen Zechmann erinnerten launig an die gemeinsame Schloss-Schulzeit, als die junge Eva 1971 als einziges Mädchen unter zehn Jungs ihr Abitur machte.
In ihrer Familie habe man „keine Work-Life-Balance“ gekannt, sagte die Pädagogin zum Schluss. „Schule hat für uns eine Lebensform dargestellt.“ Die warmherzigen Schülersketche aus dem Alltag der Internatsleiterin, die anspruchsvollen musikalischen Schülerbeiträge und die herzlichen Umarmungen der Internatsschüler zum Abschied brachten zum Ausdruck, dass Eva Borchers das Schulkonzept „Miteinander Leben und Arbeiten“ real vorgelebt hat und nun die berühmten großen Fußstapfen hinterlässt, die aber aus Sicht von Moderator Rochlitzer den Weg gut geebnet hätten für Melanie Wies als Nachfolgerin in der Internatsleitung.