Im Gespräch mit Herrn Joachim Scholz - September 2023

Der heutige Bürgermeister der Gemeinde Schöntal ist sich sicher, dass das stabile Fundament das ihm in der Schloss-Schule gebaut wurde, maßgeblich an seinem beruflichen und auch persönlichen Werdegang beteiligt ist. Die Werte und Grundlagen, die in Kirchberg geschaffen und vermittelt wurden, haben ihm bis heute ermöglicht aus Krisen und Niederlagen wieder gestärkt hervorzugehen und niemals aufzugeben. Sein Abschluss jährt sich in diesem Jahr zum 40. Mal. Aus der Schloss-Schul-Zeit bestehen immer noch intensive Freundschaften für die er sehr dankbar ist.

Was fällt Dir spontan als Erstes ein, wenn Du an die Zeit an der Schloss-Schule denkst?
Lebenslange Freundschaften! Ich war von 1974-1983 an der Schloss-Schule und habe immer noch einen guten Kontakt zu meinen ehemaligen Klassenkameraden und Klassenkameradinnen und viele Freundschaften bestehen bis heute. Auch das schöne Jagsttal kommt mir sofort in den Sinn. Gerade im Herbst, wenn sich das Laub der Bäume färbt, ist es in Kirchberg wirklich wunderbar. Der Ockenauer Steg ist mir ebenfalls sehr präsent. Meine morgendliche Laufstrecke vor Unterrichtsbeginn führte mich immer wieder über den Steg. Auch Personen, wie der Erzieher Ernst Müller und der „Bo“ sind mir schnell zurück im Gedächtnis. Dies waren sehr prägende Personen für mich. „Bo“ war extrem geradlinig, hatte eine klare Kommunikation und war eindeutig in seinen Handlungen. Er hat durch sein Verhalten uns Heranwachsenden eine super Orientierung geboten. Außerdem war er ein überwältigender Rhetoriker von dem ich in meinem beruflichen Kontext, vor allem im Amt als Bürgermeister, viel gelernt habe.
Die Erzieherin Margit Steiner begleitet mich in gewisser Weise bis heute. Ich gehe immer mit geputzten Schuhen und nicht ohne Taschentuch aus dem Haus. (er lächelt und holt aus seiner Hosentasche ein frisch gebügeltes Stofftaschentuch)
Ernst Müller nahm die Kinder, auch mich, damals so in Empfang, dass sich die Kinder sofort aufgenommen fühlten und die Eltern wussten, dass ihr Nachwuchs in besten Händen war.
Die Schloss-Schule war für mich, als gebürtiger Stuttgarter, stets ein Ort des Wohlfühlens, der guten Luft und ein Platz zum Ankommen.

Welche schulischen Stationen hattest Du vor der Schloss-Schule?
Ich besuchte die Lerchenrain Grundschule in Stuttgart Heslach. Hier hatte ich auch eine gute Zeit und tolle Lehrerinnen und Lehrer. Ich war damals ein Scheidungskind und ich hatte das Gefühl, dass nach mir geschaut wurde. Ich habe mich hier behütet gefühlt.
Zuerst war gar nicht geplant, dass ich direkt nach der Grundschule nach Kirchberg gehe. Ich besuchte einen Tag das Gymnasium in Stuttgart und bereits nach diesem Tag war klar, dass ich hier nicht bleiben werde. So kam ich dann direkt nach Kirchberg.

Was hat sich für Dich in Kirchberg geändert?
Ich habe mich sofort in Kirchberg aufgenommen und wohlgefühlt. Im Nachhinein glaube ich, dass ich an dem anderen Gymnasium untergegangen wäre.

Was hast Du an der Schloss-Schule als prägend erlebt? Welche Werte, Lebensweisheiten oder sonstigen Einflüsse begleiten Dich bis heute?
Hier habe ich Kameradschaft und „wahre“ Freundschaft erlebt. Dies war wirklich prägend für mich. Wenn man im Leben mal in eine Notlage kommt und es einem nicht gut geht, dann erkennt man die echten Freunde – hier trennt sich dann die Spreu vom Weizen. Um ein persönliches Beispiel zu nennen – als die Wiederwahl in Neckarsulm als Oberbürgermeister nicht geklappt hat, waren sofort Freunde für mich da und haben mich durch diese Phase begleitet und haben mir Halt gegeben. Dies waren unter anderem Menschen, die mich seit der Schloss-Schule begleiten.
Wir hatten bereits damals einen tollen Klassenverbund und so finden seit unserem Abschluss regelmäßige Treffen statt. Die starke Verbindung besteht bis heute. Wir helfen uns gegenseitig und sind füreinander da.
Prägend war auf jeden Fall auch, dass so viele unterschiedliche Menschen zusammengelebt haben. Sowohl altersmäßig von der 5. bis zur 13. Klasse, aber auch, was die Herkunft betrifft. Hier waren die unterschiedlichsten gesellschaftlichen Strukturen zu finden. Bei dieser Unterschiedlichkeit lernt man viel über das gemeinsame Leben und den gegenseitigen Umgang.

Wie ging es nach der Schloss-Schule weiter?
Nach dem Abitur habe ich eine Ausbildung zum Diplom-Verwaltungswirt (FH) gemacht. Für mich war schnell klar, dass ich ein Wahlamt übernehmen und Bürgermeister werden möchte. Meine erste Stelle als Bürgermeister war für 12,5 Jahre in Steinheim an der Murr. Von 2008 bis 2016 war ich dann Oberbürgermeister in Neckarsulm. Ich gründete anschließend eine Beratungsfirma und war selbstständig. Und seit 1. August 2020 bin ich nun Bürgermeister in Schöntal.

Welche Geschichten und Anekdoten aus der Zeit an der Schule dürfen auf keinen Fall fehlen?
Dazu fallen mir gleich ganz viele Geschichten ein, auch manches was wir hier nicht aufschreiben können (er schmunzelt)
Manchmal sind wir heimlich in den Kartoffelkeller und haben uns Kartoffeln mitgenommen. Mit diesen sind wir dann abends an die Jagst und haben ein Feuer gemacht und uns diese gegrillt. Natürlich wurde dabei auch das ein oder andere Bier getrunken.
Etwas das aus heutiger Sicht echt denkwürdig war, war ein abendlicher Ausflug. Wir waren in der 6. Klasse und unsere damalige Erzieherin ist mit uns nach Kirchberg in die Kneipe und hat mit uns ein Bier getrunken. Bis wir von diesem Ausflug wieder zurück in der Schule waren, hatte sich dieses Event schon herumgesprochen. Die Erzieherin musste dann sofort gehen.
Auch eindrücklich in Erinnerung ist mir unser damaliger Lateinlehrer, der dem Alkohol immer wieder zugetan war. Oftmals fanden die ersten beiden Stunden, wenn am Abend zuvor Musikprobe war, nicht statt. Auch nach der Mittagspause wurde der Lateinunterricht meist nicht planmäßig durchgeführt.
Und dann hatten wir noch einen Lehrer der extrem ordnungsliebend und reinlich war. Seine Mercedes S-Klasse sah aus wie neu und dieses Fahrzeug wurde gehegt und gepflegt. Als dann eines Tages ein Schüler seinen Kakao auf dem Autodach abstellte dauerte es gefühlt nur Sekunden bis dieser seine Lektion dafür bekam und dies vermutlich nie wiederholte. Das waren einfach noch ganz andere Zeiten – heute natürlich nicht mehr vorstellbar.

Wofür bist Du dankbar?
Sehr dankbar bin ich den damaligen ErzieherInnen und LehrerInnen an der Schule. Diese haben mir ein stabiles Fundament bereitet auf dem ich nach meiner Schulzeit aufbauen konnte. Die Grundsteine für mein weiteres Leben wurden größtenteils in der Schloss-Schule gelegt. Dadurch habe ich auch bis heute eine tiefe Verbundenheit mit Kirchberg. Ich hatte und habe einen guten Lebensweg und dafür bin ich sehr dankbar. Herr Mikenda, den ich im Sportunterricht hatte, hat mir durch seine Art zu unterrichten und mit uns umzugehen gelernt, dass man nicht immer gewinnen kann. Entscheidend ist aber, wenn man verliert, dass es danach weitergeht und dass man wieder aufsteht und weitermacht.

Was würdest Du heute, rückblickend auf Deine Schulzeit, anders machen?
Aus heutiger Sicht würde ich nichts anders machen. Alles war richtig so wie es war. Ich bin ein Mensch, der nicht hadernd zurückblickt. Wichtig ist, und das praktiziere ich bis heute, dass man zu dem steht was man entschieden hat und wie man gehandelt hat und dafür auch die Verantwortung übernimmt.

Was möchtest Du sonst noch mitteilen? Und was ist Dir wichtig im Bezug auf Deine Funktion im Schloss-Schul-Verein?
Für mich ist ganz zentral, dass wir durch die Arbeit im Verein den Zusammenhalt innerhalb der Altschüler wieder intensivieren. Auch dass die jetzigen Schülerinnen und Schüler durch Stipendien unterstützt werden können und dass wir ein funktionierendes Netzwerk haben, ist mir ein großes Anliegen. So können in Zukunft hoffentlich vermehrt Praktika vermittelt, Ausbildungsplätze besetzt und ein gewinnbringender Austausch über Branchen und auch Länder hinweg ganz unkompliziert stattfinden. Was mir persönlich auch noch wichtig ist, dass die Erinnerungen und die Geschichte der Schule nicht verloren gehen und dass diese durch die gemeinsame Arbeit des Vereins und der Schule wieder mit Leben gefüllt und lebendig gehalten werden.