Im Gespräch mit Johanna Thiele - Februar 2025

Im Gespräch mit Johanna Thiele – Die ehemalige Schülerin der Schloss-Schule lebt derzeit in Kirchberg-Lendsiedel. Johanna stammt aus einer Binnenschifffahrts-Familie. Sie begann bereits während ihrer Schulzeit parallel die Ausbildung zur Steuerfrau. Diese hat sie erfolgreich abgeschlossen. Nun studiert Johanna Bauingeneurwesen im Fernstudium, da sie zeitweise bereits in ihrem Beruf aktiv ist und sie dadurch mehr Flexibilität hat.

Was fällt Dir spontan als Erstes ein, wenn Du an die Zeit an der Schloss-Schule denkst?
Gleich als Erstes fällt mir ein, dass die Lehrkräfte immer schauen, dass man nicht alleine ist. Es ist wirklich immer jemand da und es gibt Unterstützung. Was ich auch super fand, dass es so viele verschiedene Angebote grundsätzlich, und auch viele Kursangebote in der Oberstufe gab. Dadurch hat man eine große Auswahl und eine richtige Vielfalt, um den eigenen Interessen auch in der Schule bereits gut nachzukommen.

Was hast Du im Vergleich zu den anderen Schulen zuvor an der Schloss-Schule anders wahrgenommen?
An den anderen Schulen gab es gefühlt deutlich weniger Unterstützung und persönliche Ansprechpartner. Auch gab es viel weniger digitale Medien, die im Unterricht verwendet wurden. Speziell in der Corona-Zeit war dies an der Schloss-Schule richtig gut und es war dadurch ganz anderer Unterricht möglich.
Ich war ab Klasse 10 an der Schloss-Schule und habe hier die Oberstufe besucht. Damals habe ich mich dafür entschieden die Klasse 10 zu wiederholen.

Was hat sich auf der Schloss-Schule für Dich geändert?
Es gab die musikalischen Angebote, die ich richtig super fand. Das hat mir viel Freude bereitet. Ich hatte dann auch Musik als Leistungskurs. Durch die vielfältigen Angebote habe ich gerade im musikalischen Bereich viel mehr Möglichkeiten gehabt und hatte auch Freiräume, um mich auszuprobieren und dadurch viel zu lernen.

Was hast Du an der SK als prägend erlebt? Welche Werte, Lebensweisheiten oder sonstigen Einflüsse begleiten Dich bis heute?
Durch die Internationalität und die vielen verschiedenen Schüler*innen und auch Lehrkräfte erlebt man an der Schule eine große Vielfalt. Es herrscht eine große Akzeptanz untereinander. Man lernt unterschiedliche Kulturen kennen und wie wichtig es ist mit Respekt und Achtung miteinander umzugehen. Was an der Schloss-Schule auch spürbar gelebt wird ist, dass jede/r gleich ist und dass keine Unterschiede gemacht werden. Wir haben viel über die unterschiedlichen Kulturen und die dadurch verschiedenen Verhaltensweisen gesprochen. Dinge wurden erklärt was zur Folge hat, dass alle einander besser verstehen. Es wird niemand ausgegrenzt, weil er oder sie anders ist. Es werden alle mitgenommen.

Welche Erfahrungen hast Du mit dem Schulwechsel in der Oberstufe gemacht?
Ich hatte von Anfang an das Gefühl gut klarzukommen. Fachlich wurden wir alle gut abgeholt. Es ist viel Wert daraufgelegt worden, dass die unterschiedlichen Wissensstufen, je nachdem wo jemand hergekommen ist, auszugleichen und dass jede/r am Ende der 10. Klasse auf dem gleichen Stand angekommen war. Durch die Fächer wie beispielsweise Ethik hat man dann auch andere Schüler*innen kennengelernt mit denen man dann in der Kursstufe auch wieder zusammen war. Das hat mir den Einstieg ins Kurssystem leichter gemacht, weil ich da schon einige gekannt habe. Was auch sehr stark spürbar ist, dass alle auf das gleiche Ziel hinarbeiten. Man fühlt sich dadurch zugehörig und unterstützt sich auch entsprechend. Meine Kurswahl mit Musik, Mathe und Biologie war für mich super.

Wie ging es nach der Schloss-Schule weiter?
Nach dem Abschluss habe ich direkt im Oktober 2023 mit meinem Fernstudium Bauingenieurwesen begonnen. Das geplante Ende ist 2027. Das Fernstudium erfordert ein hohes Maß an Selbstorganisation und Disziplin. Dies habe ich in der Corona-Zeit bereits lernen müssen und dies hilft mir jetzt. Das Fernstudium ermöglicht mir meinem Beruf als Steuerfrau zeitweise nachzukommen und meine Familie zu unterstützen, wenn es nötig ist. Dies ist für mich der große Vorteil des Fernstudiums.

Wofür bist Du dankbar?
Sehr dankbar bin ich, dass ich an der Schloss-Schule aufgenommen wurde. Ich hatte das Gefühl, dass die Noten alleine nicht ausschlaggebend sind, sondern dass der Mensch gesehen wird. Und wenn jemand etwas erreichen möchte, bekommt man an der Schloss-Schule die besten Möglichkeiten sich zu entfalten und seinen Interessen nachzugehen. Das ist echt toll! Auch dass die Corona-Zeit an der Schloss-Schule so professionell gemeistert wurde empfinde ich als erwähnenswert und bin dafür sehr dankbar. Den Beginn von Corona hatte ich noch in einer anderen Schule erlebt und das war organisatorisch völlig anders. Auch bekam man das technische Equipment von der Schule, falls zu Hause die Möglichkeiten nicht gegeben waren.

Was würdest Du heute, rückblickend auf Deine Schulzeit, anders machen?
Im Nachhinein würde ich eventuell stärker die Initiative ergreifen, dass ich auch mit den anderen Schüler*innen vom Internat noch mehr in Kontakt gekommen wäre. Vielleicht hätte man sich auch immer wieder zum gemeinsamen Lernen verabreden können. Aber dies war einfach in dieser Zeit von Corona von den Rahmenbedingungen her schwieriger.

Würdest Du gerne die Schule und die jetzigen Schüler*innen unterstützen?
Wenn ja, was könntest Du Dir vorstellen?

Sehr gerne stehe ich für Vorträge zur Verfügung, beispielsweise im Bereich der Schifffahrt. Auch kann ich gerne nach dem Abschluss über meine Erfahrungen mit dem Fernstudium berichten.

Was möchtest Du sonst noch mitteilen?
Was ich wirklich super fand, dass ich immer eine gute Rückmeldung bekommen habe zum aktuellen Wissensstand. Ich fühlte mich hier gut informiert. Durch den Umgang miteinander und die Umstände bin ich sehr schnell selbständig geworden und hatte aber trotzdem immer Ansprechpartner an der Schule an die ich mich wenden konnte.
Schön wäre manchmal gewesen, wenn auch wir als Ortsschüler*innen noch mehr Möglichkeiten gehabt hätten, die Angebote des Internats mit zu nutzen, um mehr gemeinsame Zeit zu verbringen. Die Schloss-Schule ist auf jeden Fall nicht nur ein Ort zum Lernen, sondern auch um zu Leben.