Im Gespräch mit René Hirsch - Juni 2025

Im Gespräch mit Herrn René Hirsch. René ist der Schule seit nunmehr 40 Jahren tief verbunden. Vor allem die Erfahrung, dass damals die Lehrkräfte an ihn geglaubt und ihn bestärkt haben, war eine entscheidende Veränderung, die seine schulische Laufbahn in eine komplett andere Richtung gelenkt hat. Die damals geschlossenen Freundschaften bestehen bis heute. René ist es ein Anliegen der Schule wieder etwas zurückzugeben. Deshalb ist er in die Vorstandschaft des Schloss-Schul-Vereins zurückgekehrt und seit Mai 2025 der neue Schatzmeister.
Was fällt Dir spontan als Erstes ein, wenn Du an die Zeit an der Schloss-Schule denkst?
(sofort und ohne zu überlegen antwortet René) Herr Buckel! Er ist tatsächlich der Erste, der mir in den Sinn kommt. Er war der erste Lehrer, der vom ersten Moment an Vertrauen in mich hatte. Ihm hab ich wirklich alles zu verdanken! Er hat an mich geglaubt. Das war anders wie alles andere was ich zuvor schulisch erlebt hatte. Er hat mir hier eine neue Welt eröffnet. Herr Buckel hat mir bereits im ersten Kennenlerngespräch prophezeit, dass ich in Mathe mein Abi machen werde und so kam es dann auch. Er ist zusammen mit meiner Familie und meinen Freunden die wichtigste Person in meinem Leben!
Ich habe die Oberstufe in Kirchberg verbracht von 1980 bis 1983. Die Klassengemeinschaft war einzigartig und dies empfinde ich noch heute als großes Geschenk!
Erzähle doch gerne etwas zu Deinen schulischen Stationen bevor Du auf die SK gekommen bist?
Ich war von 1968 bis 1972 in der Silcherschule Fellbach in der Grundschule. Danach wechselte ich 1972 bis 1974 auf das Friedrich-Schiller-Gymnasium ebenfalls in Fellbach. Im Anschluss war ich von 1974 bis 1980 in Stuttgart auf dem Elly-Heuss-Knapp Gymnasium. Dies war ganz schlimm für mich. Die naturwissenschaftlichen Fächer waren eine Katastrophe. Ich hatte sehr oft das Gefühl ungerecht behandelt zu werden. Und auch einfach nicht verstanden zu werden. Ich verlor komplett die Motivation und dann waren natürlich schlechte Noten die logische Folge. Das war auch der Grund für den Wechsel an die Schloss-Schule.
Was hat sich in Kirchberg geändert?
Meine Einstellung und auch die Noten änderten sich in Kirchberg sehr schnell! Irgendwie boten sich mir hier völlig neue Möglichkeiten und Erfahrungen. Das war echt toll! Hier habe ich zum ersten Mal die Freude am Lernen entdeckt. Der Unterricht war auch ganz anders, echt super, im Vergleich zu vorher. An der Schloss-Schule war es mir möglich durch Aufpassen im Unterricht und Erledigung der Hausaufgaben dem Schulstoff so gut zu folgen, dass ich auf Klausuren nicht mehr viel lernen musste. Ich hatte auf einmal gute bis sehr gute Schulnoten und vor allem auch keine Ängste mehr. Die Lerngruppen, die sich im Internat und auch mit den Ortsschülern gebildet hatten, haben mir extrem geholfen und empfand ich als sehr effektiv. Auch die kleinen Klassen und Kurse haben für mich einen großen Unterschied beim Lernen gemacht. Die Lehrer sind mit uns ganz anders umgegangen. Sie haben uns auf Augenhöhe gesehen und haben uns das Gefühl gegeben, dass wir ihnen wirklich wichtig waren und sie ein echtes Interesse daran hatten, dass wir Erfolg hatten.
Was hast Du als prägend erfahren? Welche Werte, Lebensweisheiten und sonstigen Dinge begleiten Dich noch heute?
Die sozialen Kompetenzen, wie beispielsweise Rücksichtnahme und was wirkliche Freundschaft ist, habe ich an der Schloss-Schule lernen dürfen. Wir waren hier wie in einer Familie. Und es ist wirklich erstaunlich, aber das ist bis heute so geblieben. Wenn wir uns heute treffen, kennen wir uns immer noch so gut und sind uns vertraut. Wir haben nach wie vor ein ganz enges Verhältnis. Freundschaft ist für mich ein absoluter Grundwert!
Auch mein Interesse daran, Verantwortung zu übernehmen kam in der Schloss-Schule. Bereits nach kurzer Zeit war ich Klassensprecher und dann sogar Schülersprecher.
Wie ging es nach der SK weiter?
Erstmal war große Ungewissheit wie es weitergeht. Ich habe mich nach kurzer Überlegung für eine Lehre zum Industriekaufmann entschieden und habe schnell gemerkt, dass ich durch meine Englischkenntnisse bessere „Jobs“ bekommen habe. Da war ich manch anderem Lehrling etwas voraus. Nach der Ausbildung habe ich Außenhandel/Außenwirtschaft an der Fachhochschule in Worms studiert und in sieben Semestern meinen Betriebswirt mit einem super Notendurchschnitt absolviert. Im Anschluss war ich 37 Jahre im Vertrieb für Telekommunikation in unterschiedlichen Unternehmen und auf der ganzen Welt tätig. Ich war lange in den USA, in England, Afrika, dem mittleren Osten, … Dadurch sind auch hier viele Bekanntschaften und auch zum Teil Freundschaften auf der ganzen Welt entstanden. Ende 2022 konnte ich dann aufhören zu arbeiten. Seitdem unterstütze und coache ich immer noch im Vertriebsbereich. Manchmal helfe ich auch jungen Menschen bei den ersten Bewerbungen und gebe Hilfestellungen und Tipps bei der persönlichen Entwicklung und der Orientierung wo es beruflich hingehen könnte.
Falls Du schon mal ein Klassen- oder Jahrgangstreffen hattest, welche Geschichten und Anekdoten dürfen hierbei nicht fehlen?
Oh, da fällt mir vieles ein, was ich hier gar nicht alles erzählen kann (er grinst).
Aber eine Sache kann ich erzählen. Wir hatten eine Kerze und mit dem heruntertropfenden Wachs formten wir eine wirklich große Kugel. Zu späterer Stunde kamen wir dann auf die Idee, diese an die Eingangstüre des damaligen Internatsleiters zu werfen. Das Geschoss war mittlerweile so groß und fest geworden, dass es die Türe zerschlagen hat. Wir nahmen unsere Beine in die Hand und suchten natürlich ganz schnell das Weite. Am kommenden Tag zum Mittagessen wurde dieser Vorfall vor dem Essen im Speisesaal thematisiert. Wir mussten uns sehr zusammenreißen, dass wir nicht gelacht haben. Rausgekommen ist es auf jeden Fall nicht – vielleicht bis heute?!
Wofür bist Du dankbar?
Für meine tollen Kinder und auch für meine Frau und meine gesamte Familie. Außerdem hatte ich ein echt tolles Berufsleben! Ich habe so viel von der Welt gesehen und das häufig nicht aus Touristensicht. Es war Vieles sehr anstrengend, aber auch sehr bereichernd! Auch für meine vielen langjährigen Freundschaften bin ich extrem dankbar. Diese haben mich, und tun es bis heute, durch´s Leben getragen.
Ich kann für mich sagen, dass es das Leben gut mit mir gemeint hat!
Was würdest Du heute, rückblickend, anders machen?
Ich habe nach dem Studium nicht das gemacht, was mir Spaß gemacht hat, sondern habe mich beim Einstieg ins Berufsleben von einem damals horrend hohen Verdienst leiten lassen. Das würde ich heute anders machen. Ich würde mehr darauf achten, was mich wirklich erfüllt und was ich vom Herzen machen möchte. Auch habe ich heute mehr Geduld als früher. Das hätte ich mir früher gewünscht. Und was ich heute bemerke ist, dass es sehr erfüllend ist, wenn man am Abend sieht was man geleistet hat. Ein Beruf, bei dem man Ergebnisse sieht, erscheint mir als sehr zufriedenstellend. Ich kann heute sagen, dass man sich den Dingen bei denen man Freude empfindet, widmen sollte. Hier wird man automatisch gut in dem was man macht!
Würdest Du gerne die Schule und die jetzigen Schüler*innen unterstützen?
Wenn ja, was könntest Du Dir vorstellen?
Ja, das mache ich gern. Ich kann im Bewerbungsprozess unterstützen und die jungen Menschen auch in der Orientierungsphase begleiten. Auch bin ich seit Mai 2025 wieder im Vorstand des Schloss-Schul-Vereins. Hier sind mein Antrieb und meine Motivation, dass ich die jungen Menschen unterstützen möchte eigene Netzwerke aufzubauen. Ich habe aus meiner Erfahrung heraus gelernt, dass es leider nicht immer ausreicht „nur“ gut zu sein. Es ist äußerst hilfreich Menschen zu kennen und sich mit ihnen zu vernetzen und auszutauschen. Das bringt einen häufig wirklich weiter! Hierbei kann ich sicherlich unterstützen und die Schüler*innen mit uns Ehemaligen zusammenbringen. Das würde mir eine große Freude bereiten.
Was gibt es sonst noch, was Du gerne teilen möchtest?
Ich freue mich auf das was kommt…