Wenn es Nacht wird im Museum, ...

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…dann bleibt normalerweise das Licht aus. Doch nicht so am 14.02.2020 im Sandelschen Museum in Kirchberg.

An besagtem Freitagabend konnte man von außen Taschenlampenstrahlen und Handylichter erkennen. Doch die Beleuchtung des Kirchberger Stadtmuseums blieb aus.

Was hatte das zu bedeuten? Einbrecher oder das Nachstellen eines Kinofilms? Nein, denn seit Beginn des Schuljahres gibt es an der Schloss-Schule Kirchberg eine neue Arbeitsgemeinschaft. Die JumaMu (Jugend macht Museum) und diese besteht aus einer Schülerin und vier Schülern, aus den Klassen sechs bis neun: Letizia, Luca, Jonas, Ingo und Thorben. Sie werden von Herrn Martius angeleitet, der nicht nur Lehrer an der Schloss-Schule ist, sondern auch Vorsitzender des Kirchberger Museums- und Kulturvereins. Seit Schuljahresanfang bringt er jeden Montagnachmittag die Schüler ins Museum, wo diese tiefe Einblicke in den Aufbau des Museums und in die Sammlungsgebiete erhalten. Und Herr Fitzlaff, der Museumsleiter in Kirchberg, erklärte den Schülern die Technik im Museumsgebäude. Weitere Treffen mit „Profis“ sind geplant.

Damit die AG ein erstes Ziel bekommt, sollten die Schüler eine Museumsführung für Jugendliche vorbereiten. Aber keine gewöhnliche Museumsführung, sondern eine Taschenlampenführung. Dazu suchten sich die fünf Schloss-Schüler eigene Themenbereiche in den Räumen des Museums aus und bereiteten Texte, die sie den Jugendlichen vortragen wollten, vor.

Da auch ein Blick über den Tellerrand wichtig ist, fuhr die AG zuvor nach Schwäbisch Hall in das Hällisch-Fränkische Museum. Dieses ist zwar um einiges größer als das Sandelsche Museum in Kirchberg, doch einige der Sammlungsschwerpunkte in Hall finden sich auch in Kirchberg wieder.

Als dann die Vorbereitungen abgeschlossen waren, kam der große Tag. Die Jugendlichen des „Wiesenhauses“, dem Unterstufenhaus des Internats der Schloss-Schule, kamen, wie mit den Betreuern abgesprochen, um 19 Uhr ins Museum.

Nach einer kurzen Begrüßung im Halbdunkeln ging es los. Luca und Thorben stiegen mit der Gruppe in die Kellerräume. Dort, im Themenbereich der Geologie, erklärten und zeigten sie den Besuchern die Kirchberger Verwerfung, versteinerte Lebewesen und auch die Sammlung der Feuersteine.

Danach ging es zwei Stockwerke höher, wo Letizia über die Grafen zu Hohenlohe-Kirchberg und den Vögten berichtete, sowie über die Burg, die zum Schloss wurde und über das beschwerliche Leben im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Ingo stellte danach ein Stockwerk höher einige der zahlreichen Künstler vor, die in Kirchberg Motive für ihre Bilder gefunden hatten. Die mangelnde Beleuchtung ließ hierbei eine besondere Stimmung erzeugen. Man sah nur das gut, was angesprochen wurde.

Den Abschluss der Jugendmuseumsführung hatte Jonas vorbereitet. Er stellte im ehemaligen Klassenzimmer eine Unterrichtsstunde mit Schiefertafel und Griffeln nach. Fleißig wurde dabei auf den Tafeln geschrieben und gemalt. Dass die alten Schulbänke wenig Komfort boten, machte niemanden etwas aus. Am Ende der Veranstaltung wurde kräftig applaudiert.

So verlief diese erste Aktion der JumaMU erfreulich gut. Doch es wird mit neuen Aufgaben weitergehen. Geplant ist die Erstellung und das Layouten von Ausstellungstexten, denn die Vermittlung von Informationen durch Texte und Bilder ist in Museen von besonderer Bedeutung. Deshalb wird noch einmal über den Tellerrand geblickt, denn ein Besuch der Aztekenausstellung im Linden-Museum in Stuttgart soll die nötige Motivation, wenn überhaupt nötig, bringen.

AG-Leiter Martius freut sich über sein Museumsteam. Anfängliche Kommentare wie: „Museum, das ist doch langweilig.“, wurden später gekontert mit der Aussage: „Ich hätte nie gedacht, dass man in einem Museum so viel Interessantes machen kann.“  Dazu Herr Martius: „Es ist keine leichte Aufgabe, junge Menschen zur Beschäftigung mit der Vergangenheit heranzuführen. Gerade in der heutigen Zeit, in der sich junge Menschen mit viel Zeit in den virtuellen Welten befinden. Genau jetzt ist es meiner Ansicht nach wichtig auch den Blick zurück zu wagen. Das Museum ist dafür ein passender Ort.“

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