Im Gespräch mit Herrn Heiner Gröger - August 2023
Der ehemalige Schüler war vor über 50 Jahren in Kirchberg an der Schloss-Schule. Er leitet in der dritten Generation einen Entsorgungsfachbetrieb in Crailsheim und ist seit Juli 2023 erster Vorsitzender des Schloss-Schul-Vereins. Wichtig ist ihm in seiner neuen Funktion, dass die Altschüler wieder eine stärkere Verbindung zu ihrer Schule aufbauen und dass Kontakte wiederbelebt und reaktiviert werden.
Was fällt Dir spontan als Erstes ein, wenn Du an die Zeit an der Schloss-Schule denkst?
Gut in Erinnerung sind mir die kleinen Klassen und überwiegend wirklich gute Lehrer. Hier wurde man als Schüler mitgenommen und es entwickelte sich eine richtige Begeisterungsfähigkeit für verschiedene Themen. Auch hat man an der Schloss-Schule gelernt Verantwortung zu übernehmen und durch das gemeinsame Lernen und Leben wurden natürlich auch die sozialen Kompetenzen geschult.
Die örtliche Nähe der Lehrer zu den Schülern ergab ein intensives Miteinander, das von viel sportlichen Aktivitäten geprägt war. Das Essen war damals noch nicht so, wie es heute ist. Wir waren bestimmt einer der ersten Jahrgänge, die anstatt des obligatorischen Gsälz zum Frühstück Heinz Tomaten Ketchup auf´s morgendliche Brot schmierten und nach dem Abendessen sind wir runter zum Adler und bekamen für 90 Pfennig Spätzle mit Soß. Aber ich war sehr gerne in Kirchberg und bin nach der 10. Klasse mit der Mittleren Reife 1972 abgegangen.
Welche schulischen Stationen hattest Du vor der Schloss-Schule?
Die ersten Schuljahre war ich in Crailsheim im Fliegerhorst in der Grundschule.
Was hat sich für Dich in Kirchberg geändert?
Der Schulalltag war eben nicht mehr nur Schule, wir haben hier zusammengelebt. Man wurde erzogen und hat nicht nur einen Teil des Tages gemeinsam verbracht. Der Zusammenhalt innerhalb der Klasse ist viel enger gewesen.
Was hast Du an der Schloss-Schule als prägend erlebt? Welche Werte, Lebensweisheiten oder sonstigen Einflüsse begleiten Dich bis heute?
Als Erstes fällt mir hierzu ein, dass man gegenüber jedem Menschen unvoreingenommen sein sollte, der einem begegnet. Keine Vorurteile zu haben, in der Gemeinschaft aufeinander Rücksicht zu nehmen und wenn es mal Streit gibt auch immer wieder aufeinander zuzugehen. In Kirchberg habe ich echte Teamfähigkeit gelernt. Auch gab es hier nie ganz starre Hierarchien was die Gemeinschaft, sicher aus heutiger Sicht, auch nochmals stärker gemacht hat. Es hat natürlich auch damals, vor allem in den unteren Jahrgängen, kleine Chaoten gegeben, die von uns das Gesetz des Stärkeren einforderten. Diese sind aber dann doch nach kurzer Zeit „resozialisiert“ worden.
Wie ging es nach der Schloss-Schule weiter?
Nach der Schloss-Schule machte ich in einer großen Textilfirma eine Lehre zum Industrie- und Datenkaufmann. Dies hat mir viel Freude bereitet. Danach holte ich mein Abitur in Ravensburg nach. Dann studierte ich Fertigungswirtschaft an der Fachhochschule in Reutlingen. Anschließend absolvierte ich noch ein VWL-Studium in Tübingen. Meine beruflichen Stationen waren dann Reutlingen, Düsseldorf und Neuburg an der Donau. Ich arbeitete in verschiedenen Branchen (Bücher und Möbel, Kosmetik und HH-Chemie) und in unterschiedlichen Unternehmen, was mir einen großen Erfahrungsschatz bescherte. Die Vielfalt und die Abwechslung bereiteten mir große Freude.
Mitte der 80-er Jahre bin ich dann von meinem gesundheitlich angeschlagenen Vater angehalten worden, das elterliche Recyclingunternehmen in Crailsheim zu übernehmen.
In den 2010er Jahren war ich über 6 Jahre der Verbandspräsident der Bundesvereinigung Deutscher Stahlrecycling- und Entsorgungsunternehmen in Düsseldorf und widme mich nun wieder vollständig meinem Unternehmen und bereite die Firmenübergabe an meine Töchter vor.
Welche Geschichten und Anekdoten aus der Zeit an der Schule dürfen auf keinen Fall fehlen?
Naja, diese nächtliche Ausflüge, eher Wanderungen zur Villa… (er schmunzelt)
Außerdem kann ich mich gut daran erinnern, dass einmal das Auto von Herrn Seeber im Speisesaal stand, wobei ich da nicht direkt beteiligt gewesen war, aber ich frage mich heute noch wie das geschehen konnte (er schmunzelt weiter…)
Auf der Jagst sind wir im Winter verbotenerweise auf Eisschollen spazieren gefahren.
Und was mir noch einfällt, ist mein damaliger Lateinlehrer. Er zog mir oft am Ohr und sagte: „Ach Heinerle, werd doch lieber Steineklopfer. Das kapierst Du eh nie.“
Und was mir auch sehr eindrücklich in Erinnerung geblieben ist, ist Heinz Borchers – respektvoll Bo genannt. Er war ein absolutes Vorbild, extrem korrekt und immer gerecht.
Wofür bist Du dankbar?
Ich bin dankbar für die Charakterbildung, wie ich sie an der Schloss-Schule genießen durfte. Außerdem bin ich sehr dankbar für meine Familie, bin extrem stolz auf meine beiden Töchter und bin auch wirklich dankbar dafür, dass es mir gesundheitlich und geistig noch so gut geht. Hierfür tue ich einiges, aber dies ist einfach nicht selbstverständlich.
Was würdest Du heute, rückblickend auf Deine Schulzeit, anders machen?
Ich würde nichts anders machen wollen – mein ganzes Leben hätte nicht anders verlaufen dürfen. Diese Auf´s und Ab´s und eckigen Lebensverläufe habe ich, glaube ich jedenfalls, einfach gebraucht und deshalb habe ich auch in Nichts einen Nachholbedarf, oder noch offene Wünsche.
Was möchtest Du sonst noch mitteilen? Und was ist Dir wichtig im Bezug auf Deine Funktion im Schloss-Schul-Verein?
Ich möchte der Schule helfen und diese unterstützen mit Projekten, Stipendien und auch baulich, sollte dies erforderlich sein. Die Schule soll auch in schwierigeren Zeiten widerstandsfähig sein. Dies kann uns in vielschichtiger Weise gelingen, egal ob mit ideeller oder finanzieller Unterstützung. Es wäre wunderbar, wenn sich grundsätzlich wieder mehr Altschüler in „ihrer“ Schule einbringen, Kontakte wieder aktiviert und alte Freundschaften wiederbelebt werden.