Im Gespräch mit Peter Nietzer - September 2025

Im Online-Gespräch mit Peter Nietzer beschreibt er seine Zeit an der Schloss-Schule als sehr bereichernd. Vor allem die Tatsache, dass er gut auf das Leben vorbereitet wurde und wesentliche Werte wie Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit gelernt hat. Auch was Gemeinschaft bedeutet und sich füreinander einzusetzen ist sowohl im Internat, wie auch in der Schule gelebte Realität gewesen. Alles für ihn elementare Grundsätze, die ihn bis heute begleiten.
Was fällt Dir spontan als Erstes ein, wenn Du an die Zeit an der Schloss-Schule denkst?
Das Erste was mir in den Sinn kommt, sind die kleinen Klassen. Bis zur 10. Klasse waren wir ca. 15/16 SchülerInnen. In der Kursstufe dann meiner Erinnerung nach um die 10-12. Das war sehr angenehm und natürlich auch eine völlig andere Lernatmosphäre. Es zwang zu mehr Aufmerksamkeit. Auch das starke Gemeinschaftsgefühl in der Schule und im Internat ist mir sehr im Gedächtnis geblieben. Alle haben sich bemüht und es war auch deutlich das Engagement und auch das Herzblut von allen Akteuren zu spüren. Der Umgang miteinander, zwischen den Lehrkräften, den Mitarbeitenden des Internats und uns Jugendlichen war ganz anders als in der Schule zuvor. Wir wurden mehr auf Augenhöhe behandelt und alle waren auch viel zugänglicher. In der Schule wurde sehr darauf geachtet, dass alle mitkommen und keiner den Anschluss verliert. Insgesamt war ich viereinhalb Jahre an der Schloss-Schule bis zum Abitur.
Erzähle doch gerne etwas zu Deinen schulischen Stationen bevor Du auf die SK gekommen bist?
Ich bin in Heilbronn geboren und war dort auch in der Grundschule. Nach der 4. Klasse habe ich mich dann für ein naturwissenschaftlich-orientiertes Gymnasium entschieden. Hier musste ich die 8. Klasse wiederholen. Ich war jeden Tag länger mit dem Bus unterwegs, auch Freundschaften außerhalb der Schule, waren somit schwierig zu knüpfen. Einfach weil die Distanz so groß war. Im Laufe der 9. Klasse habe ich dann nach Kirchberg gewechselt. Der Wechsel ist mir nicht allzu sehr schwergefallen, aber es war schon gewöhnungsbedürftig; man musste sich an einige Regeln und Abläufe gewöhnen, die es zu Hause nicht gab.
Was hat sich in Kirchberg geändert?
Es waren viel weniger SchülerInnen. Dadurch war alles wesentlich überschaubarer und persönlicher und das Lernen war auch bedeutend intensiver. Ich habe hier aus dem Unterricht viel mehr mitgenommen. Die Durchführung des Unterrichts, durch die kleinen Klassen, war fokussierter. Man hat viele Inhalte eher in gemeinsamen Gesprächen erarbeitet und hatte auch viel aktivere Unterrichtssituationen. Auch die festen Lernzeiten haben mir bei der Strukturierung sehr geholfen. Meine Leistungen haben sich innerhalb kurzer Zeit schrittweise verbessert.
Was ich ebenfalls in sehr guter Erinnerung habe, ist der Schüleraustausch mit Frankreich.Das war richtig toll! Hier habe ich für mich herausgefunden, dass ich sprachbegabt bin und mir das Erlernen und auch die Kommunikation in einer fremden Sprache leichtfällt. Ich nutze Englisch und gelegentlich Französisch bis heute beruflich und privat. Kommunikationsfähigkeit in der Sprache des Gegenübers schafft mit anderen Menschen immer leichter eine Verbindung. Das ist die Grundlage für jeden Aufbau einer Beziehung, egal ob geschäftlich oder privat.
Was hast Du als prägend erfahren? Welche Werte, Lebensweisheiten und sonstigen Dinge begleiten Dich noch heute?
Gegenseitige Rücksichtnahme habe ich als sehr prägend erfahren - auch wenn es hier und da mal nicht so war. Sowohl in der Schule, wie auch im Internat. Auch, dass es Regeln gibt, die eingehalten werden müssen zum Wohle aller. Und, dass diese für alle gelten.
Was mir auch bis heute in Erinnerung ist und mich geprägt hat, ist das „selbst anpacken“. Es ist sehr einfach Dinge zu kritisieren und Unzufriedenheit zu äußern. Entscheidend ist, es selbst erstmal besser zu machen. Früher war es so, wenn man an der Küche etwas auszusetzen hatte, ist man selbst mit in die Küche, hat sich alles angesehen, konnte sich auch einbringen, ist beim Einkauf einbezogen worden, bei der Zubereitung... Aber „nur“ zu meckern, war keine Alternative. Dieses Prinzip habe ich auch in meiner beruflichen Laufbahn versucht beibehalten wo möglich. Und was mich leitet ist die klare Erkenntnis, dass man öfters mal die „Extra-Meile“ gehen muss, um Erfolg zu haben - Abkürzungen funktionieren manchmal, aber nicht immer.
Wie ging es nach der SK weiter?
Direkt nach dem Abitur habe ich für 15 Monate meinen Wehrdienst angetreten. Hier hatte ich großes Glück, war zunächst in einer Luftwaffenschule und danach noch im Bereich der militärischen Kampfflugzeugführung tätig. Danach startete ich mein Betriebswirtschaftsstudium in München und beendete dies dann in Nürnberg mit dem Diplom. In meinem Studium habe ich Freunde fürs Leben gefunden und auch meine Ehefrau kennengelernt. Besonderes Erlebnis war die Arbeit bei AIESEC, einer weltweiten Organisation von Wirtschaftsstudenten, die internationale Praktika- Austausche vermitteln. Dort hatte ich erste Leitungsaufgaben und habe am Ende selbst ein Praktikum in Asien gemacht, was mir viele neue Einblicke brachte.
Darüber hinaus machte ich während des Studiums weitere interessante Praktika und hatte ca. ein halbes Jahr vor Beenden des Studiums ein Jobangebot. Die erste Phase meines Berufslebens war geprägt von der intensiven Arbeit in zwei internationalen Unternehmensberatungen für Industrieunternehmen - insgesamt 11 Jahre; Danach habe ich den Entschluss gefasst, mich im Bereich Venture Capital und Private Equity als Investor selbstständig zu machen. Das war im Jahr 2000 und ich habe es nicht bereut. Gründen ist aufregend, braucht Mut und passende Mit-Gründer. Die meisten – aber nicht alle - Unternehmensbeteiligungen, in die wir investiert hatten, haben sich stetig weiterentwickelt und ich habe mehrere Krisen überstanden, beispielsweise das Platzen der Dot-Com Blase, 9/11oder die weltweite Finanzkrise, um nur einige zu nennen.
Seit 2013 arbeite ich mit meiner eigenen Beteiligungsholding als Investor im Venture Capital Bereich. Mein großer Schwerpunkt ist die Finanzierung und Unterstützung von Tech- Start Up´s in der Anfangsphase. Meine große Stärke ist Strategie, Finanzierung und Company Building. Natürlich stelle ich GründerInnen auch mein Netzwerk zur Verfügung, aber eben auch meine Erfahrung vom Gründen und Finanzieren eines Startups. Dies ist, vor allem zu Beginn, sehr hilfreich. Darüber hinaus bin ich bei drei Technologieunternehmen als Aufsichtsrats- bzw. Beiratsvorsitzender tätig. An meinen Ruhestand denke ich derzeit noch nicht. Ich arbeite gerne und es bereitet mir auch nach wie vor Freude. In manchen Punkten nehme ich mir allerdings mittlerweile mehr Freiraum und teile mir manches etwas flexibler ein. Das funktioniert sehr gut. Meine Frau ist auch noch berufstätig und ist selbst Unternehmerin.
Falls Du schon mal ein Klassen- oder Jahrgangstreffen hattest, welche Geschichten und Anekdoten dürfen hierbei nicht fehlen?
Leider sind ein paar aus unserem Jahrgang nicht mehr auffindbar. Das ist wirklich schade. Mit einigen wenigen pflege ich aber auch immer noch einen losen guten Kontakt.
Was mir sehr in Erinnerung geblieben ist, war der gemeinsame Bau des damaligen Clubhauses. Das war ein echtes Gemeinschaftsprojekt! Durch den gemeinsamen Bau hatten wir auch einen engen Bezug zu dem Gebäude und haben dies gerne genutzt. Abends zum Musikhören, gemeinsam Zeit zu verbringen und auch mal ein Bier zu trinken.
Was auch mal vorkam war, dass wir abends ausgestiegen und in die Stadt nach Kirchberg sind auf ein Bier in die Kneipe. Leider trafen wir dort auf unsere Lehrkräfte und Mentoren. Das mit dem Bier hatte sich dann schnell erledigt und es gab natürlich auch einen Tag später ein entsprechendes Gespräch.
Gemeinsame Ausfahrten, zum Beispiel, die Skiausfahrten waren auch echt immer toll!
Was würdest Du heute, rückblickend auf Deine Schulzeit, anders machen?
Ich würde alles wieder so machen. Eventuell würde ich nicht das naturwissenschaftlich geprägte Gymnasium wählen, welches ich zuerst besucht habe, sondern eher eines mit einem sprachlichen Schwerpunkt. Mit Mathematik wurde ich nie so richtig warm. Und von Anfang an eng dranbleiben am Lernen, um ein Wiederholen zu vermeiden.
Würdest Du gerne die Schule und die jetzigen Schüler*innen unterstützen?
Wenn ja, was könntest Du Dir vorstellen?
Ich könnte mir vorstellen als Mentor aktiv zu sein für die Oberstufe, vielleicht gerade, wenn um das Entwickeln von beruflichen Perspektiven geht. Bereits jetzt begleite ich immer wieder junge Menschen auf ihrem Weg ins Berufsleben bzw. Studenten, wenn sie überlegen, ob sie angestellt sein wollen oder eben doch selbst gründen.
Was gibt es sonst noch, was Du gerne teilen möchtest?
Was ich abschließend gerne nochmals hervorstellen möchte ist, dass das Gemeinschaftsgefühl für uns alle, auch gesellschaftlich wichtig ist. Und dies lernt man als erstes im Klassenverbund in der Schule. Hier sollten alle aufeinander achten und nacheinander schauen. Dabei muss man auch manchmal mit konträren Gedanken anderer lernen umzugehen.
Ferner will ich jeden ermutigen, Dinge gerade in beruflicher Richtung auszuprobieren. Mit Mut und der Bereitschaft die „Extrameile“ zu gehen, kann man viel erreichen.
Auch wichtig ist, dass sich junge Menschen mit der politischen Landschaft und unserer demokratischen Struktur auseinandersetzen und sich damit beschäftigen. Politisches Engagement bedeutet Mitgestaltung und auch Verantwortung zu übernehmen. Beim Straßenwahlkampf zum Beispiel lernt man aus den Gesprächen mit den Menschen eine ganze Menge darüber, was Menschen in der Gesellschaft bewegt.
Außerdem sollte sich jeder/r, wenn möglich, im Rahmen seiner Möglichkeiten und wenn es die Lebensphase zulässt, sozial engagieren. Hilft und bringt auch interessante Einblicke in Bereiche, die sonst an einem vorbeigehen. Ich bin seit ca. 10 Jahren in einer Stiftung engagiert und nun auch dort Stiftungsvorsitzender, die sich um Mädchenbildung in Burkina Faso – und erweitert auch Benin, Kenia und bald Senegal kümmert. Es ist eine enorme Bereicherung gesellschaftlich und sozial etwas zurückzugeben und für uns alle elementar!