Wohin führt die Digitalisierung der Schule?

Wie sich die Schloss-Schule bereits verändert hat – und was das für die Zukunft bedeutet. 

Keine Frage: Die letzten Wochen und Monate haben Deutschland (und die Welt) so massiv verändert, wie kaum eine andere Zeitspanne seit 1945. Zum Schutz vor dem Covid-19-Virus hat der Digitalanteil der Interaktion und Kommunikation zwischen Menschen innerhalb kürzester Zeit eine Größenordnung erreicht, wie ihn sich Mitte 2019 wohl noch niemand hätte vorstellen können. Vor allem auch an den Schulen – und eben auch an der Schloss-Schule. Zeit für ein erstes Zwischenfazit – und einen Blick in die Zukunft!

Ausgangspunkt

Den Anfang der Digitalisierungsoffensive bildete die „schwächelnde“ Schulsoftware

Dazu ein kurzer Rückblick: Bereits deutlich vor der Corona-Pandemie stellen die Verantwortlichen der Schloss-Schule fest, dass die damalige Schulsoftware an Entwicklungs- und Update-Grenzen stößt. Daraufhin beschließen Schulleitung und der das Thema mit betreuende Fachlehrer Jens Beeck, den Anbietermarkt gründlich zu durchleuchten. Nach einer umfassenden Kosten-Nutzen-Analyse verschiedener Produkte wird dann 2019 die Entscheidung getroffen, eine neue Schulsoftware zu erwerben. „Diese wird sowohl den spezifischen Anforderungen der Schulorganisations-Unterstützung gerecht, bietet aber zugleich umfassende Möglichkeiten für den digitalen Austausch, für digitale Unterrichtsformen und für die digitale Unterstützung klassischen Präsenzunterrichts“, so Jens Beeck.

Entscheidend war in dieser Zeit der Plan, verstärkt digitale Lern-, Interaktions- und Kommunikationsformen nutzen zu können!

An Corona-Auflagen denkt 2019 schließlich noch niemand. Aber die neue Schulsoftware bringt bereits zum Zeitpunkt des Erwerbs (auch) alle dafür notwendigen Möglichkeiten mit! Parallel dazu wurde (und wird auch weiterhin) von Seiten der Schloss-Schule aber auch schon seit längerem kontinuierlich in die Weiterentwicklung der schulischen Hardware und in die Internetanbindung investiert sowie Lehrerkollegium und Schülerschaft in deren Nutzung eingewiesen und geschult.

„Tatsächlich verfügen wir deshalb heute neben verschiedenen fest in den Schulgebäuden installierten Geräten – z.B. hochleistungsfähige Bildschirme - unter anderem eben auch über zwei Klassensätze iPads sowie weitere iPads für die Lehrkräfte. In der Kombination mit der neuen Schulsoftware und kontrollierter Anbindung weiterer Endgeräte außerhalb der Schule entstand so in den letzten vier Jahren ein leistungsfähiges Netzwerk, das hochmoderne Interaktions- und Kommunikationsformen ermöglicht“, so Ralf Martius, Fachlehrer für Geographie und Geschichte, Archivverantwortlicher und Multimediaberater an der Schloss-Schule. „Ziel all dieser Maßnahmen war zwar zunächst vor allem, das Spektrum für das Miteinander von Schülern und Lehrkräften zu verbreitern und sich neue und innovative Lehr- und Lernkonzepte zu erschließen. Ohne es zum damaligen Zeitpunkt absehen zu können, war all das aber zugleich die Basis für eine Beschulung unter Auflagen des Corona-Kontaktverbots!“

Tatsächlich „stand“ die notwendige Technik zum Zeitpunkt des Corona-Ausbruchs also schon zur Verfügung und war auch schon probehalber im Einsatz – ihre Feuertaufe erlebte sie dann allerdings, als wegen Corona mit einem Mal alle bis dahin punktuell eingesetzten Möglichkeiten vollumfänglich genutzt werden mussten. Wobei sich dann zeigte: Es funktioniert.

Bewährungsprobe in der Krise

In Krisenzeiten konnten (und können) mit der modernen Technik der Schloss-Schule sofort alternative Beschulungsformate zum Einsatz kommen

Oberstudienrat Lars Saltuari, Lehrer für Deutsch, Chemie, Theater, und unter anderem verantwortlich für den Video-Unterricht der 10+-Klasse: „Über unsere moderne Schulsoftware konnten wir im entscheidenden Zeitpunkt Schülerinnen und Schüler, bei denen dies notwendig war oder ist, relativ einfach in eine Online-Beschulung übernehmen. Wir können damit Unterrichtsstoff am Bildschirm darstellen, Themen aktiv erarbeiten, mit den Schülerinnen und Schülern per Chat oder auch live interagieren. Es ist möglich, Klassen- und Hausarbeiten zu realisieren, die Kinder und Jugendlichen zudem bei den Hausaufgaben unterstützen – vor allem aber ist es darüber ebenfalls machbar, die Schülerinnen und Schüler auch untereinander kommunizieren und interagieren zu lassen. Was gerade deshalb so wichtig ist, weil dies dazu beiträgt, das Gemeinschafts- und Zugehörigkeitsgefühl zu erhalten bzw. bei Neu-Schülern überhaupt erst einmal aufzubauen!“

Also alles im grünen Bereich? Die momentan immer noch sehr ungewisse Zukunft kann also kommen?

Die Schloss-Schul-Digitaltechnik hat ihre Bewährungsprobe bestanden.

Kleinere Anlaufschwierigkeiten sind mittlerweile bewältigt. Schule, Kollegium und Schüler kommen mittlerweile sowohl im Alltagsbetrieb als auch im Fall der Fälle gut damit zurecht. Technische Restriktionen ergeben sich eher dadurch, dass die Online-Verbindungen am Heimatort der Schülerinnen und Schüler „schwächeln“ – oder die heimische Hardware nicht mehr zeitgemäß ist. (Wobei die Schloss-Schule hier unbürokratisch behilflich war und ist – und im Bedarfsfall auch Leihgeräte zur Verfügung stellen kann.) Auch zeigt sich, dass die neuen technischen Möglichkeiten durchaus interessante Zusatz-Optionen bieten – angefangen von diversen Online-Interaktionsmöglichkeiten über den Einsatz spannender Online-Medien-Inhalte bis hin zur Etablierung von Online-Lern-Gruppen im Schülerkreis.

„Allerdings“, so Lars Saltuari, „sollte es nicht das Ziel sein, nach Bewältigung der Corona-Pandemie Online-Beschulungsformen zum Standard zu machen. Der Präsenzunterricht bietet einfach Vorteile, die sich nur bedingt auf die digitale Welt übertragen lassen. Gerade im sozialen Bereich, aber auch was den eigentlichen Unterricht betrifft. Das reale Miteinander trägt für die allermeisten Schülerinnen und Schüler, ebenso wie für uns Lehrer, direkt zum positiven Schulerlebnis und damit auch zum Gelingen guten Unterrichts bei.“

Darüber hinaus ist es wichtig zu wissen, dass die aktuell notwendige Hybridisierung des Unterrichts – also die teilweise Dopplung des Unterrichts in Präsenzformate für anwesende und Digitalformate für abwesende Schülerinnen und Schüler – keine Dauerlösung sein kann. Tatsächlich ist dies derzeit nur über den überproportionalen Einsatz der Schloss-Schul-Lehrkräfte leistbar, der so nicht langfristig erwartet werden kann.

Stellt sich die Frage: Wie sieht die Zukunft aus?

Ausblick

Unabhängig von der Corona-Pandemie und deren unwägbaren Auswirkungen auf das weitere Schulgeschehen, lässt sich heute schon festhalten, dass sich mit den digital erweiterten Technologien und Formaten an der Schloss-Schule vielfältige neue Optionen ergeben, die es zu nutzen gilt.

Die Schloss-Schule hat deshalb ein Evaluations(= Bewertungs)-Projekt aufgesetzt, über das die bisherigen Erkenntnisse und die daraus abzuleitenden Möglichkeiten zusammengetragen werden. Auf dieser Basis soll dann eine digitale Zukunftsstrategie entwickelt werden, die Chancen und Einschränkungen gleichermaßen berücksichtigt.

Eine von vielen praktischen Erkenntnissen, die in diese Zukunftsstrategie einfließen wird, ist die, dass die digitalen Unterrichts- und Beschulungsformen zum Beispiel für Kinder und Jugendliche mit Schulangst interessante Möglichkeiten bieten. Digitale Kontaktformen ermöglichen es, diese Schülerinnen und Schüler sukzessive an den Präsenzunterricht und damit an die Klassengemeinschaft heranzuführen. Ebenfalls erkannt wurde, wie zielführend die Unterstützung bei der Hausaufgabenbearbeitung digital gelingen kann – und zwar sowohl durch Lehrkräfte als auch durch andere Schülerinnen und Schüler. Gerade in der Kombination dieser beiden Betreuungs- bzw. Kooperationsmöglichkeiten, entsteht für die Schülerinnen und Schüler echter Mehrwert. Wird eine offene Frage zu einer Hausaufgabe zunächst im Kreis der Klasse diskutiert, kann im weiteren Verlauf sehr einfach bei Bedarf die Lehrkraft mit eingebunden werden. So wird Gruppenarbeit gestärkt und zugleich Fachexpertise eingebunden!

Umsetzung dieser Erkenntnisse in die Praxis?

Sobald die Corona-Zusatzbelastung etwas nachlässt, werden die bereits gewonnenen Erkenntnisse im Rahmen von speziellen Arbeitsgruppen des Schloss-Schul-Kollegiums im Detail bewertet und zu konkreten Handlungsvorschlägen verdichtet. Die Arbeitsgruppen dafür haben sich auch bereits schon konstituiert und erste Umsetzungsideen wurden auch schon gesammelt. Insofern werden wir Sie wohl schon recht bald über die konkreten Umsetzungspläne informieren können!

Bis dahin wünschen wir Ihnen vor allem eines: Bleiben Sie gesund!

Falls Sie Fragen zur Digitalisierungsoffensive und/oder zu anderen Themen der Schloss-Schule haben – wir stehen Ihnen gerne Rede und Antwort: Ansprechpartner

Wie gut die erste Lockdown-Situation im Frühjahr 2020 gerade auch im Internat der Schloss-Schule bewältigt wurde, können Sie übrigens im Beitrag „Schule und Corona – mit Struktur gegen Lagerkoller” nachlesen.

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