Im Gespräch mit Klaus Momper - Dezember 2024

Im Gespräch mit Klaus Momper, der 1971 die Schloss-Schule verlassen hat und heute mit seiner Frau auf der Ostalb lebt. Er appelliert, die Grundwerte wie gegenseitiger Respekt und Achtung voreinander, zu leben und an vielen Stellen dankbarer zu sein für das was man hat. Allesamt Werte und Haltungen, die ihm an der Schloss-Schule vorgelebt und beigebracht wurden. Er engagiert sich für die Krebs- und Kinderkrebshilfe und ist davon überzeugt, dass man selbst durch das Geben ganz viel geschenkt bekommt!
Was fällt Dir spontan als Erstes ein, wenn Du an die Zeit an der Schloss-Schule denkst?
Es war sehr schön und es war gut, dass ich hier war! Spontan ist das das Erste was mir dazu einfällt. Es war eine echt gute Zeit, die ich hier verbringen durfte!
Erzähle doch gerne etwas zu Deinen schulischen Stationen bevor Du auf die SK gekommen bist?
Im Alter von 14 Jahren kam ich an die Schloss-Schule, das war im Jahr 1967. Hier war ich dann bis zu meinem 18. Lebensjahr.
Die ersten zwei Jahre meiner Schulkarriere war ich in Oberbayern auf der Grundschule. Dann sind wir umgezogen in die Nähe von Bopfingen und da besuchte ich dann nochmals ein halbes Jahr die 2. Klasse und danach die 3. Klasse. Das hatte den Hintergrund, dass die Schuljahre und das Schulsystem damals in Bayern anders war als in Baden-Württemberg. Ich war in einer kleinen Dorfschule. Hier wurden drei Klassen in einem Raum unterrichtet.
Nach eineinhalb Jahren sind wir dann wieder umgezogen und ich bin dann in die 4. Klasse Volksschule nach Bopfingen gekommen. Anschließend konnte ich zum Start des Schuljahres in Bayern dann auf´s Gymnasium in Nördlingen. Die Zeit auf dem Gymnasium war schwierig. Ich hatte immer Angst etwas falsch zu machen, vor allem wegen der Erwartungen meines Vaters. Er war Zahnarzt und für ihn war klar, dass ich die Praxis irgendwann übernehmen soll. Die Zeit war geprägt von immensem Druck, deshalb wollte ich unbedingt weg von zu Hause und auf´s Internat. Ein Kind einer damals befreundeten Familie war bereits an der Schloss-Schule und so entstand dann die Verbindung nach Kirchberg.
Was hat sich in Kirchberg geändert?
Hier gab es klare Regeln und Kameradschaft. Im Zusammenleben und auch beim Besuch der Schule hatte ich keine Angst mehr. Vor allem die Lehrkräfte waren hier anders, sie waren menschlich. Man konnte mit allen reden. Auch Freundschaften erlebte ich hier viel intensiver als vorher. Das hatte sicher auch mit den vielen Umzügen zu tun. Da ist es einfach schwieriger Freundschaften zu knüpfen. Was an der Schloss-Schule wirklich auch ganz anders war, dass sich Freundschaften über viele verschiedenen Altersstufen hinweg entwickelt haben. Durch das gemeinsame Leben im Internat ist dies einfach anders als auf einer „normalen“ Schule.
Was hast Du als prägend erfahren? Welche Werte, Lebensweisheiten und sonstigen Dinge begleiten Dich noch heute?
Ganz zentral waren die klaren, teilweise auch strengen Regeln. Es ging immer extrem gerecht zu und dadurch waren die Strukturen verlässlich. Man wusste einfach immer wie man dran ist und was man zu erwarten hat. Auch Pünktlichkeit ist so ein Wert, der mir von der Schloss-Schule mitgegeben wurde.
Das Zusammenleben habe ich immer sehr respektvoll und mit viel Achtung erlebt. Auch wir als Schüler haben uns immer so behandelt gefühlt. Wir wurden auch mal gelobt und dies ist ja für jeden elementar wichtig.
Was mir auch noch gut in Erinnerung ist, dass man als Junge kurze Haare tragen musste, sonst bekam man kein Taschengeld. Das hat einige in den späten 60ern nicht gestört (er grinst).
Wie ging es nach der SK weiter?
Von der Schloss-Schule bin ich damals nach der Mittleren Reife abgegangen. Ich bin nach Hause zurück und bin dann noch für die 11. und 12. Klasse nach Aalen auf´s Gymnasium. Danach meldete ich mich freiwillig bei der Bundeswehr, wurde aber nicht genommen und musste auch keinen Freiwilligen Dienst absolvieren. Meine Mutter hat mich dann auf die Idee gebracht auf die Hotelfachschule zu gehen. Das habe ich gemacht und hab meine Ausbildung am Genfer See absolviert. Mein Vater zahlte, wenn auch mit Widerstand, die Schule. Dort habe ich dann auch „richtig“ französisch gelernt und bin durch die Welt getingelt. Genf, München, Hamburg, Köln, …. War immer in großen Hotels. Im letzten Hotel hatte ich dann eine Leitungsposition und war offiziell die Assistenz vom Chef. Faktisch habe ich aber alles alleine gemanagt, da der Chef selber eigentlich nie da war. Das war eine tolle, aber auch sehr anstrengende Zeit! Die Zuverlässigkeit der Mitarbeiter war damals schon schwierig und so musste ich ganz viel alleine stemmen und extrem viel arbeiten. Häufig Tage am Stück. Da bin ich dann leider auch krank geworden. Hatte Magengeschwüre – dies war einfach zu viel und ich wusste, dass ich etwas ändern muss.
Auf meinen eigenen Wunsch hin, habe ich dann das Hotelfach hinter mir gelassen und habe mit Hilfe meines Vaters eine Ausbildungsstelle als Zahntechniker angefangen. Ab diesem Zeitpunkt hat sich das Verhältnis zwischen mir und meinem Vater wieder entspannt und er wurde viel sanfter. Und es hat ihn auch richtig stolz gemacht – das war schön! Anfangs habe ich dann auch für meinen Vater gearbeitet. Im Jahr 1981 ist mein Vater dann mit 66 Jahren verstorben. Beruflich habe ich vor dem Tod meines Vaters bereits in ein anderes Labor gewechselt und habe dort relativ schnell die „Goldabteilung“ geleitet. 1982 habe ich dann nochmals gewechselt und ein Praxislabor bei einem Zahnarzt aufgebaut. Dort habe ich 32 Jahre gearbeitet. Wir hatten, und haben immer noch, ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Wir unternahmen gemeinsame Urlaube, machten Sport – auch die Familien haben sich immer super verstanden. Wir hatten immer einen sehr wertschätzenden Umgang miteinander. 2014 hat sich dann der Freund zur Ruhe gesetzt. Danach habe ich noch bei einem anderen Kollegen mitgearbeitet. Nun bin ich offiziell in Rente. An zwei Vormittagen bin ich aber noch in meinem Beruf aktiv und unterstütze unter anderem die Auszubildenden und bringe ihnen die Basics bei, die sie heutzutage nicht mehr mitbekommen, weil fast alles am PC konstruiert wird.
2010 war für mich ein einschneidendes Erlebnis. Hier bin ich leider an Darmkrebs erkrankt und 10 Tage nach der Diagnose operiert worden. Das war für mich wirklich sehr eindrücklich und ich bin heute extrem dankbar, dass ich leben darf und dass es mir so gut geht!
Welche Geschichten und Anekdoten fallen Dir denn aus der Schulzeit ein?
„Der Zug fährt ab.“ Das war ein Ritual im Internatsgang. Immer, oder oft, nach dem Zu-Bett-gehen wurden die Internatszimmertüren nacheinander zugeschlagen. Das machte einen Höllenlärm…! Sehr zum Missmut der Lehrer und Erzieher, die mit uns auf dem Gang gewohnt haben.
Und dann erinnere ich mich auch noch gut an die Villa Schöneck. Da am Internat selbst die Mädels eher rar gesät waren, waren alle Jungs immer hellauf begeistert, wenn wieder eine Mädchengruppe in der Villa zu besuch war. Hier gab es dann natürlich gegenseitige Besuche.
Auch die Disco in Lendsiedel, die ich selbst mit umgebaut habe, war echt immer toll. So war das Samstagabend-Programm gesichert. Das war eine sehr schöne Zeit!
Frau Borchers (Boline) werde ich auch nie vergessen. Sie hat mich zur klassischen Musik gebracht. Mit ihr durfte ich so manches Schlosskonzert besuchen. Das war eine schöne Abwechslung.
Wofür bist Du dankbar?
Ich bin sehr dankbar, dass ich noch am Leben bin und den Krebs überstanden habe! Dann bin ich unendlich dankbar für meine drei Söhne, meine sechs Enkelkinder und unsere Familie. Wir verstehen uns gut und haben ein tolles Verhältnis – das ist nicht selbstverständlich!
Auch bin ich sehr dankbar, dass ich mit meiner zweiten Ehefrau eine so schöne und glückliche Zeit erleben darf.
Der Schloss-Schule bin ich dankbar, dass ich so viel lernen durfte, auch fürs Leben, und so tolle Zeiten erlebt habe!
Was würdest Du heute, rückblickend auf Deine Schulzeit, anders machen?
Vielleicht würde ich mehr lernen. Aber im Grunde würde ich alles wieder genauso machen!
Ich bin sehr zufrieden mit dem was ich erreicht habe!
Würdest Du gerne die Schule und die jetzigen Schüler*innen unterstützen? Wenn ja, was könntest Du Dir vorstellen?
Ich könnte mir gut vorstellen den jungen Menschen etwas von mir und meinem Lebensweg zu erzählen, und ihnen natürlich auch in meinen Beruf des Zahntechnikers einen Einblick zu geben.
Was gibt es sonst noch, was Du gerne teilen möchtest?
Mitgeben möchte ich, dass wir uns alle sehr glücklich schätzen dürfen, dass wir in einem solchen Land unter friedlichen Umständen leben dürfen. Die Demut ist etwas, was vielen leider verloren gegangen ist!
Und wenn man gibt, bekommt man so viel zurück! Ich selbst gebe seit Langem Benefizkonzerte für die Krebshilfe und die Kinderkrebshilfe, sowohl solo, als auch mit Band.
Dann möchte ich gerne einen zentralen Wert der Schloss-Schule, auch am Ende nochmals aufgreifen und appelliere an jeden, mit Respekt und Achtung allem und allen zu begegnen. Egal welcher Herkunft, mit welcher Geschichte - das ist die Basis für ein gutes Miteinander!